Blick durch eine alte Husumer Gasse für ein nordfriesisches Backsteingebäude
© Nordseeküste Nordfriesland | Markus Rohrbacher

Tourismusakzeptanz

Touristischer Erfolg wird häufig noch immer vorrangig ökonomisch gemessen, z.B. mittels Kapazitätsauslastungen oder auch Einkommens- und Beschäftigungseffekten. Dabei ist die ökonomische Relevanz nur ein Baustein, wenn man Tourismus nachhaltig denkt. Wenn eine Destination langfristig ihren touristischen Erfolg sichern will, dann spielen neben wirtschaftlichen auch ökologische und soziale Aspekte eine Rolle. Unter sozialen Aspekten versteht man vor allem die Einbeziehung lokaler Gemeinschaften in touristische Entscheidungsprozesse und die Sicherstellung, dass ihre Bedürfnisse ernst genommen werden.

Folgende Themen erwarten Sie auf dieser Seite:

Hintergrund

Tourismusakzeptanz bezieht sich auf das Maß, in dem die lokale Bevölkerung den Tourismus in ihrer Region akzeptiert und unterstützt. Eine hohe Akzeptanz bedeutet, dass die Einheimischen die Vorteile des Tourismus für ihre Region wahrnehmen, während eine niedrige Akzeptanz auf Probleme und Spannungen hinweist. Die Tourismusakzeptanz-Studie des Deutschen Instituts für Tourismusforschung der FH Westküste (2022) liefert hierzu spannende empirische Daten und Analysen.

Um mehr touristischen Akzeptanz herzustellen, gibt es zwei zentrale Handlungsfelder: Zum einen, die positiven Effekte sichtbar zu machen, die der Tourismus in einer Destination für die Lebensqualität der Einheimischen hat. Zum anderen geht es darum, die negativen Effekte des Tourismus zu minimieren. Denn werden Tragfähigkeitsgrenzen überschritten und die Probleme, die der Tourismus verursacht, zu groß, dann spiegelt sich das im Unmut der Einheimischen und in einer abnehmenden Gastfreundschaft wider – Stichwort „Overtourism“.

Gute Gründe für Tourismus

Die entscheidende Rolle zur Förderung der touristischen Akzeptanz vor Ort nehmen die (lokale) Politik und die verantwortliche Destinationsmanagementorganisation (DMO) ein. Denn die dafür erforderlichen komplexen Prozesse und Maßnahmen müssen moderiert und von einer touristischen Gemeinschaft entschieden und getragen werden. Wie die Entwicklung einer Tourismusstrategie mit Beteiligung verschiedener Interessengruppen aussehen kann, wird hier am Beispiel der Stadt Eckernförde anschaulich dargestellt.
Ebenso können entsprechende Informations- und Marketingkampagnen nur durch die zuständige DMO konzipiert und finanziert werden. So gibt es bereits viele Imagekampagnen zur Stärkung der touristischen Akzeptanz in einzelnen Bundesländern, Gemeinden und Städten. Beispielhaft seien hier die Initiativen „Starker Tourismus“  aus Sachsen-Anhalt sowie „Gute Gründe für Tourismus“ aus Regensburg genannt.

Aber auch touristische Leistungsträger – einzeln oder im Verbund – können zur Tourismusakzeptanz vor Ort beitragen. In der Regel sind die Betreiber und Mitarbeiterinnen von touristischen Betrieben selbst Einheimische und wissen um die Vor- und Nachteile des Tourismus in ihrer Region. Sie können sich also selber fragen: Warum ist unser Ort touristisch beliebt und welche Vorteile habe ich als Einwohnerin und Einwohner davon?

 

  • Arbeitsplätze, ökonomische Vorteile, lokale Wertschöpfung
  • hohe Lebens- und Freizeitqualität durch vorhandene touristische Infrastruktur (z.B. Wander- und Fahrradwegenetz, große Auswahl an Einzelhandel und Restaurants, Sportstätten wie Schwimmbäder oder Kletterparks, Kultureinrichtungen und -events wie Museen, Konzerte, Festivals)
  • landschaftliche Schönheit, hoher Freizeitwert, Kulturerbe, lokale Traditionen

Allein sich die Vorteile des Tourismus vor Ort bewusst zu machen, kann die Wertschätzung der eigenen Lebensqualität steigern und zur eigenen Tourismusakzeptanz beitragen. Wahrzunehmen, dass die Urlaubsgäste die eigene Heimat als etwas Besonderes und Schönes erleben, stärkt die Heimatverbundenheit und die lokale Identität.

Auf der anderen Seite kann man sich einzelnen Problemen, die der Tourismus im Heimatort mit sich bringt, durch Eigeninitiative stellen. Was sind die touristischen Probleme unseres Ortes? Wo kann ich als einzelnes Unternehmen oder im Verbund mit anderen Initiative ergreifen und etwas ändern? Wie kann ich für mehr touristische Akzeptanz sorgen?

Im Kleinen hilft es oft schon, in Dialog zu gehen: Wenn Anwohner sich durch das benachbarte Hotel oder Restaurant gestört fühlen, lädt man sie zu einem Gespräch oder zu einem Essen ein. Auch Ermäßigungen, exklusive Angebote oder Führungen können dabei helfen, das Verhältnis von Einheimischen und touristischen Betrieben zu verbessern und das gegenseitige Verständnis zu fördern. Gleichzeitig kann man seine touristischen Gäste für Probleme wie Lärm, Müll oder anderes störendes Verhalten sensibilisieren. So ruft die Sylter Initiative „Bye Bye Plastik“ dazu auf, beim Strandspaziergang Müll zu sammeln, um so alle – Touristen, Einheimische und Leistungsträger - auf die Plastikverschmutzung der Meere aufmerksam zu machen und zur aktiven Mithilfe aufzufordern.

Spannende Beispiele und Ideen zur Förderung der touristischen Akzeptanz in Urlaubsregionen finden Sie im Leitfaden.

 zum Leitfaden

Tourismusakzeptanz

Tourismusakzeptanz bezeichnet die Einstellung der lokalen Bevölkerung gegenüber Tourismus und Touristen in ihrer Region. Sie umfasst das Maß, in dem die Einheimischen die Anwesenheit und Aktivitäten der Touristen sowie die damit verbundenen wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Auswirkungen akzeptieren und unterstützen. Eine nachhaltige Tourismusentwicklung führt in der Regel zu einer höheren Tourismusakzeptanz bei der lokalen Bevölkerung. Um die Akzeptanz des Tourismus zu messen, werden Befragungen und Studien durchgeführt (z.B. Tourismusakzeptanz-Studie des Deutschen Instituts für Tourismusforschung der FH Westküste (2022)).

Overtourism

Overtourism (auch „Übertourismus“, oder „Overtourismus“) bezeichnet den Zustand, bei dem ein Reiseziel von einer so großen Anzahl an Touristen besucht wird, dass es zu negativen Auswirkungen auf die Umwelt, die lokale Bevölkerung und die touristische Erfahrung selbst kommt. Dieses Phänomen tritt häufig in beliebten Tourismusregionen („Hot Spots“) oder zu bestimmten Spitzenzeiten auf und kann vielfältige negative Folgen haben. Overtourism führt in der Regel zu einer sinkenden Tourismusakzeptanz.

Tragfähigkeitsgrenze

Die Tragfähigkeitsgrenze im Tourismus bezieht sich auf die maximale Anzahl von Touristen, die ein bestimmtes Gebiet aufnehmen kann, ohne dass es zu unzumutbaren Beeinträchtigungen für die Umwelt, die lokale Bevölkerung und die touristische Erfahrung selbst kommt. Werden diese Grenzen überschritten, spricht man von „Overtourism“.

Nachhaltiger Tourismus

Spätestens seit der UN-Klimakonferenz (Rio de Janeiro, 1992) ist der Begriff Nachhaltigkeit als Konzept auch im Tourismus verankert. Nachhaltiger Tourismus ist der Ansatz, Urlaub und Reisen so zu gestalten, dass negative Folgen des Tourismus minimiert werden und im Idealfall ein positiver Einfluss auf Umwelt, lokale Bevölkerung sowie die lokale ökonomische Wertschöpfung entsteht. Nachhaltige Tourismusentwicklung erfordert eine ganzheitliche Perspektive auf die Bereiche Ökologie, Ökonomie und Soziales und bedarf einer langfristigen, strategischen Planung unter Einbezug aller Akteure. Eine nachhaltige Tourismusplanung ist die Grundlage für eine hohe Tourismusakzeptanz.

Nachhaltigkeitszertifizierungen:

Mittlerweile gibt es viele Bestrebungen, touristische Angebote nachhaltiger zu gestalten und dies auch zu kommunizieren. Hierzu gibt es eine Vielzahl an Zertifikaten und Labels (s. Newsletter „Nachhaltigkeitszertifizierungen für touristische Leistungsträger“)

Weiteres zur Tourismusakzeptanz

Bild Sabrina Seeler
© Sabrina Seeler

Im Gespräch mit Sabrina Seeler

Die Expertin aus der Tourismusforschung berichtet von Herausforderungen an der Nordsee SH

© Wolfgang Diederich

Business Newsletter

Alle aktuellen Tipps und Informationen
merken
Inhalt auf Merkliste setzen
EntfernenEntfernen entfernen
Inhalt von Merkliste entfernen
1 zur Liste
Diese Seite wurde auf deiner Merkliste gespeichert
Diese Seite wurde von deiner Merkliste entfernt