Aus der Praxis für die Praxis

Expertenwissen und Best Practices

Im Experteninterview erhalten Sie einen Einblick in die Bedeutung von Energieeffizienz und gesetzliche Vorschriften für Betriebe. Insbesondere der CO2-Fußabdruck kann ein wertvoller Schlüssel für einen ganzheitlichen Überblick im eigenen Unternehmen sein. Außerdem zeigen Best Practice Beispiele, wie andere Tourismusbetriebe das Thema Energieeffizienz angehen und können Ihnen als Inspiration dienen.

Im Gespräch mit...

Andreas Koch, Experte für Nachhaltigkeit und Leadership im Tourismus sowie Gründer von Tourythm

Mit über 25 Jahren Erfahrung im nachhaltigen Tourismus im Gepäck inspiriert Andreas Betriebe und Mitarbeitende aus der Branche u.a. mit Vorträgen und Trainings. Im Interview spricht er über gesetzliche Vorschriften, insbesondere den CO2-Fußabdruck, und wie sich auch kleine Betriebe auf den Weg in die zukunftsfähige Entwicklung machen können.

 

Der CO2-Fußabdruck

 

Was ist der CO2-Fußabdruck und warum ist er für touristische Betriebe relevant?

Der CO2-Fußabdruck erfasst sämtliche treibhausgasrelevanten Emissionen, die ein Unternehmen durch seine wirtschaftliche Tätigkeit verursacht in CO2-Äquivalenten und wird momentan immer relevanter als Messgröße, vor allem im Bezug auf die aktuelle EU-Nachhaltigkeitsgesetzgebung. CSRD–Richtlinie (Corporate Sustainability Reporting Directive), das EU-Lieferkettengesetz und auch die kommende Green Claims Richtlinie nutzen diesen u.A. zur Bewertung der Gesamtaktivitäten, der bezogenen und genutzen Produkte und Waren, sowie zur Validierung von umweltrelevanten Aussagen.

Klassische Hauptemittenten der CO2-Emissionen in touristischen Betrieben sind i.d.R Energiebezug und Energieproduktion, sowie die damit in vorgelagerten Schritten entstandenen Emissionen. Gleichzeitig aber auch der Bereich Anfahrt der Mitarbeitenden, also die Frage, wie die Mitarbeiter mit welchem Transportmittel zur Arbeit kommen, sowie der Warenbezug für den F&B Bereich. Besonders hier gilt es auch die vorgelagerten im Lebenszyklus eines Produktes entstandenen Emissionen zu erfassen. Rindfleisch z.B. verursacht enorme Emissionen, allein durch die nötige Futtermenge die zuvor bereits angebaut werden muss, sowie durch den Stoffwechselbedingten Ausstoß von Methan. Ob dies in Deutschland oder in Argentinien passiert ist der Welt egal. Hinzu kommen noch Transportemissionen. Flugware verursacht z.B. enorm hohe Emissionen. Das Rinderfilet kann auch tiefgefroren per Schiff kommen. Besonders schnell verderbliche Lebensmittel die von weit herkommen vervielfachen durch den Flugtransport ihren eigentlich niedrigen CO2-Fußabdruck. Klassische Beispiele wären grüner Spargel aus Peru, Zuckerschoten aus Kenia oder Beerenfrüchte aus aller Welt.

Die Frage ist, welche Bereiche welche Bedeutung für einen Betrieb haben. Jeder Fußabdruck ist anders und manche Themen sind nicht immer so direkt greifbar. Deshalb wird das Instrument des CO2-Fußabdrucks immer wichtiger, auch weil verschiedene Bereiche plötzlich vergleichbar werden und veranschaulicht somit direkte wie indirekte Beiträge eines Betriebs zum Klimawandel. Gleichzeitig zeigt er die Möglichkeiten zu Veränderungen und somit zur Reduzierung von Emissionen auf.

Wie können kleine Betriebe das Thema angehen, auch wenn es vielleicht noch abschreckt?

Für einen Einstieg in das Thema lassen sich zunächst folgende Fragen stellen: Welche Auswirkungen haben meine Tätigkeiten auf die Umwelt. Und möchte ich verstehen, wo meine Hebel sind, dies zu ändern? Welche Bedeutung hat das für mich und für meinen Betrieb? Die besagten Hebel, Maßnahmen sowie Auswirkungen sind ganz individuell. Hier kann es helfen, das gesamte Spektrum einmal zu öffnen und mit dem CO2-Fußabdruck einen Überblick zu erhalten. Die Eingaben laufen über Online-Tools und ein Ansprechpartner kann mit Hilfestellungen bei diesem komplexen Thema unterstützen.

Es gibt gerade drei Dinge, die immer relevanter werden: CSRD inklusive des CO2-Fußabdrucks, das EU Lieferkettengesetz, das momentan nur für große Betriebe von Bedeutung ist und die Green Claims Richtlinie. Kleine Betriebe, die weiterdenken möchten, können sich mit diesen drei Themen befassen. Aus dem gesamten CSRD-Konstrukt ist der CO2-Fußabdruck ein Feld, das schnell auch für Kleinstbetriebe von Bedeutung sein wird. Es kann also sinnvoll sein, zum Beispiel das Lieferkettengesetz schon heute zu verstehen, falls es zukünftig auch für den eigenen Betrieb wichtig werden könnte.

Sie möchten mehr über den CO2-Fußabdruck erfahren oder benötigen fachliche Unterstützung? Nachfolgend finden Sie die Leistungen von Tourythm:

CO2 Fußabdruck - Tourythm | Nachhaltigkeit im Tourismus

Haffhus Hotel & Spa in Ueckermünde

Das Haffhus Hotel in Ueckermünde versorgt sich komplett mit erneuerbarer Energie und reduziert dadurch 70 % seiner Stromkosten. Eine Photovoltaikanlage deckt den Großteil des Strombedarfs, während überschüssiger Strom zum Laden von Elektroautos, Waschen oder zur Wärmegewinnung genutzt wird. Zusätzlich sorgen ein Holzkraftblockheizwerk und eine Holzhackschnitzelheizung für Energie, mit Gas-Blockheizkraftwerken als Notfalllösung. Gäste werden aktiv in das Energiemanagement eingebunden, indem Tablets in den Zimmern ihren Energieverbrauch anzeigen und automatisierte Systeme, wie selbstregelnde Thermostate, zur Reduktion beitragen.

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Destination Samsø in Dänemark

Ein Best Practice Beispiel für eine energieeffiziente Destination bietet die Insel Samsø in Dänemark. Diese ist ein Vorreiter in Sachen erneuerbare Energien: Bereits seit 2007 produziert die Insel mehr Energie, als sie verbraucht, dank 11 Onshore- und 10 Offshore-Windkraftanlagen, unterstützt von Biogas- und Solaranlagen. Die Samsø Energy Academy spielt dabei eine zentrale Rolle. Sie fördert nachhaltige Praktiken und bietet Energieberatungen für Unternehmen und Haushalte an. Ziel der Insel ist es, bis 2030 vollständig fossilfrei zu werden. Samsø zeigt eindrucksvoll, wie gemeinschaftliches Engagement die Energiewende vorantreiben kann und dient weltweit als Inspiration.

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