Want adventure? That’s my name …
Wenn wir an Abenteuer denken, dann kommen wir an dem Namen ‘Indiana Jones‘ nicht vorbei. Jeder kennt die Figur aus den gleichnamigen Filmen, den Professor, der als Abenteurer um die Welt reist und versucht Kulturgüter zu retten und zu erhalten.
Nun ja, Hollywood ist weit entfernt in Amerika, aber auch in Nordfriesland könnte man ein Drehbuch über die Geschichte eines verlorenen Schatzes schreiben.
18.08.2021 - Julia Lützner
Alles beginnt auf Nordstrand, einer eingedeichten Halbinsel vor Husum. Selbst in der Hochsaison ist es sehr ruhig und entspannend auf der Insel. Der größte Teil der Deiche ist von Schafen besiedelt, die friedlich ihrem Job des Küstenschutzes nachgehen – grasen, Boden fest trampeln und düngen. An manchen Stellen locken kleine Strandabschnitte auch den Menschen an die Nordsee – bei Ebbe kann der Weg zum Wasser aber auch mal etwas länger ausfallen. Der Weg zur Hallig Südfall, westlich von Nordstrand gelegen, kann zu Fuß oder mit der Attraktion Nordstrands, per Pferdekutsche besucht werden. Niemand ahnt auf dem ersten Blick ins Wattenmeer, welch sagenumwobene Geschichte sich unter dem Schlick versteckt. Christine Dethleffsen, selbst auf Nordstrand geboren und aufgewachsen, nimmt uns mit auf die Reise in ein früheres Jahrhundert.
Schon am Treffpunkt ‘Fuhlehörn‘ geht es ruhig und gelassen los. Der Strandabschnitt ist nicht überfüllt, der Blick über das Wattenmeer unendlich. Hier geht es also los, über Watt und Schlick, wo im 14. Jahrhundert noch Getreide angebaut war, Vieh auf den Äckern gegrast hat und Menschen gelebt haben.
An einem Priel Höhe Hallig Südfall wenden wir im Wattenmeer. Die Gruppe zerstreut sich ein wenig. Jeder lässt die Geschichte für sich Revue passieren, es wird wenig gesprochen. Der Blick geht stetig zu Boden - zu groß doch die Abenteuerlust, etwas zu entdecken.
An einer weiteren Stelle treten wir dann doch zusammen. Hier lassen sich Reste eines Holzkrans in einem kleinen Priel erkennen. Wie gesagt, Rungholt soll zu seiner Zeit ein bedeutender Handelshafen gewesen sein. Der Rohstoff Salz, welcher in großen Mengen im Torf an der Nordseeküste vorkommt, war das ‘weiße Gold‘ für die Menschen – genutzt wurde dieser damals nicht nur zur Verfeinerung von Speisen, sondern war in Zeiten nicht existierender Kühlschränke und Gefriertruhen ein wichtiges und bedeutendes Handelsgut zum Einpökeln. Schließlich ließen sich somit erstmals Lebensmittel lange haltbar machen.
Auf dem Rückweg begeben wir uns auf den Weg der Pferdekutschen, da sich am Himmel etwas zusammenbraut. An der Nordsee kann das Wetter schnell mal umspringen. Flotten Schrittes nähern wir uns dem Festland, als die Wattkutscher uns einholen. Einzigartig im Schleswig-Holsteinischem Wattenmeer ist es ein Muss für jeden Urlauber. Nach 4,5 Stunden treffen wir wieder in Fuhlehörn ein, ohne einen Tropfen Regen abgekommen zu haben. An diesem Tag ist der Himmel gnädig zu uns und hat seine Schranken geschlossen gehalten. Aber die Nordstrander, mit Blick über die Weiten des ‘Atlantis der Nordsee‘ vergessen nicht...
„Von der Nordsee, der Mordsee, vom Festland geschieden,
Liegen die friesischen Inseln im Frieden.
Und Zeugen weltenvernichtender Wut,
Taucht Hallig auf Hallig aus fliehender Flut.
Die Möwe zankt schon auf wachsenden Watten,
Der Seehund sonnt sich auf sandigen Platten.
Trutz, Blanke Hans.Mitten im Ozean schläft bis zur Stunde
Ein Ungeheuer, tief auf dem Grunde.
Sein Haupt ruht dicht vor Englands Strand,
Die Schwanzflosse spielt bei Brasiliens Sand.
Es zieht, sechs Stunden, den Atem nach innen
Und treibt ihn, sechs Stunden, wieder von hinnen.
Trutz, Blanke Hans.“
Auszug aus „Trutz Blanke Hans" von Detlev von Liliencron